Praktikum "abgesagt" auf Grund von Home-Office (Corona)

Question

Guten Abend,

ich habe Anfang des Jahres einen Praktikumsplatz ab April angenommen, das heißt der Praktikumsvertrag wurde im Januar von beiden Seiten unterschrieben. Nun habe ich heute einen Anruf von dem Unternehmen bekommen, dass auf Grund der aktuellen Corona-Situation die Mitarbeiter im Home-Office sind, daher ein "einlernen" vor Ort nicht möglich ist und eine remote-Konstellation zu ineffektiv wäre. Kurz gesagt, wurde das Praktikum für den Zeitraum "abgesagt". Eine schriftliche Kündigung habe ich noch nicht erhalten, ich nehme aber an, dass es sich auf dem Postweg befindet.

Der Vertrag ist relativ knapp gehalten und regelt in Bezug auf Kündigungen lediglich dass WÄHREND DER DAUER [des Praktikums] mit einer Frist von zwei Wochen von beiden Seiten gekündigt werden kann. Grundsätzlich ist ja auch eine Kündigung vor Arbeitsbeginn möglich, wenn im Vertrag nicht anders vereinbart. Gilt hier nun die gleiche Frist von zwei Wochen, die im Vertrag während der Praktikumsdauer geregelt ist?

Es ist noch zu erwähnen, dass es sich bei dem Unternehmen nicht um ein Kleinunternehmen handelt, bei dem nun die Aufträge weggebrochen sind, sondern um ein Unternehmen mit zweistelligem Milliarden Umsatz. Die Praktikumsstelle wäre aus wirtschaftlicher Sicht also auf jeden Fall tragbar für das Unternehmen. Ich bin jedoch auf Grund des Praktikums in eine andere Stadt gezogen und habe eine Wohnung angemietet, die ich ohne das Gehalt nicht bezahlen kann. Daher möchte ich gerne Wissen, welche Rechte ich in dieser Situation habe?

Natürlich möchte man nirgends arbeiten, wo man nicht willkommen ist. Wäre daher in der Situation eine Entschädigung / Vergleich (Image) denkbar?

Vielen Dank im Voraus!

Notarin und Rechtsanwältin Andrea Fey · Accepted Answer

Antwort vom Rechtsanwalt: Sehr geehrte/r Rechtsratsuchende/r,&#160;    nachfolgend nehme ich gerne zu den von Ihnen aufgeworfenen Fragen im Zusammenhang mit der vor Praktikumsbeginn ausgesprochenen Kündigung des Praktikumsvertrages&#160;Stellung:&#160;    Dabei möchte ich zunächst darauf hinweisen, dass eine Kündigung vor Praktikumsbeginn grds. in derselben Frist möglich ist wie während des Praktikums, es sei denn eine Kündigung vor Praktikumsbeginn wäre ausdrücklich ausgeschlossen worden.&#160;    Da beide Vertragsparteien den Praktikumsvertrag und damit verbundene kurze Kündigungsfrist von 2 Wochen kannten, besteht grds. auch leider kein Anspruch auf Schadensersatz im Falle der Kündigung, da hiermit zum einen gerechnet werden musste und da zum anderen den Arbeitgeber kein Verschulden an der Situation trifft.&#160;    Da dem Arbeitgeber aber sicherlich bekannt war, dass Sie zum Zwecke des Praktikums umziehen würden und demgemäß Kosten und Verpflichtungen auf sich nehmen würden wie bspw. Anmietung der Wohnung, empfehle ich Ihnen, den Arbeitgeber auf eine Entschädigungszahlung anzusprechen und zur Begründung auf Ihre besondere Situation hinzuweisen.&#160;    Sollte sich der Arbeitgeber sodann nicht vergleichsbereit erweisen, könnten Sie ihm ein Verschulden dahingehend anlasten, dass er nicht organisatorische Maßnahmen für die Durchführung des Praktikums in Home Office ermöglicht hat. Aber selbst im Falle eines Organisationsverschuldens des Arbeitgebers bleibt es bei den Regelungen des Vertrages, wonach eine Kündigung innerhalb von 2 Wochen vorgesehen ist. Sie könnten daher allenfalls Ihr Praktikumsentgelt für 2 Wochen beanspruchen.&#160;&#160;    Zu beachten ist hierbei allerdings, dass die Verschuldensfrage nach derzeitiger Lage eher zugunsten des Arbeitgebers entschieden würde, da im allgemeinen in den Coronavirus-Fällen von höherer Gewalt ausgegangen wird.&#160;    Ich hoffe, Ihnen mit meinen Anmerkungen weitergeholfen zu haben, wünsche Ihnen viel Erfolg und stehe Ihnen gerne für etwaige Rückfragen unter RA-Fey@web.de zur Verfügung.    Für das mir entgegengebrachte Vertrauen darf ich mich bei Ihnen bedanken und verbleibe  mit freundlichen Grüßen  Andrea Fey  Rechtsanwältin und Notarin

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