Sehr geehrter Fragesteller,
Ihre Anfrage möchte ich Ihnen auf Grundlage der angegeben Informationen verbindlich wie folgt beantworten:
Frage 1:
"Habe ich beim nächsten Mal eine rechtliche Möglichkeit dagegen vorzugehen?"
Nach Ihrer Schilderung liegt das Problem weniger im rechtlichen sondern vielmehr im zwischenmenschlichen Bereich.
Sicherlich ist das Verhalten Ihres Chefs unangemessen, aber ein rechtlicher Konter ( z.B. über eine Strafanzeige wg. Beleidigung) würde die bereits angespannte Situation nur noch verfahrener machen. Dies liegt aber sicher nicht in Ihrem Interesse, da es das Arbeitsverhältnis gänzlich vergiften würde.
Hinzu kommt, dass der schlechte Führungsstil des Chefs auch seit Jahren bekannt ist. Sie schreiben selbst, dass Ihr Chef eine Art "Raubein" ist, dem die Gefühlswelt anderer völlig fremd oder aber egal ist. Das bedeutet aber auch, dass man nun schlecht anfangen kann, ihn zu disziplinieren. Das hätte sinnvollerweise schon in den Jahren zuvor geschehen müssen.
Für Sie interessengerecht wäre es, wenn eine Lösung gefunden wird, die derartige Situationen in Zukunft vermeidet. Hierzu bietet sich Folgendes an:
-) zunächst sollten Sie einmal das persönliche Gespräch unter 4 Augen mit dem Chef suchen. Schildern Sie sachlich Ihre Sicht der Dinge und suchen gemeinsam nach einer Lösungsstrategie für die Zukunft, um ein vernünftiges und menschenwürdiges Miteinander zu finden.
Machen Sie dem Chef höflich, aber bestimmt klar, dass Sie so nicht länger von ihm behandelt werden möchten und sein Verhalten für Sie äußerst verletzend ist. Machen Sie ihm deutlich, dass er seine Kritik auch in sachlicher Form vortragen kann und auch ohne Brüllen bei Ihnen Gehör findet.
Immerhin dürften vor den Patienten ausgetragene Streitigkeiten auch nicht gerade förderlich für das Ansehen der Praxis insgesamt sein.
-) sollte dies nichts helfen, so ziehen Sie die anderen Ärzte mit hinzu und bitten um eine Neuverteilung Ihres Aufgabenbereichs, sodass Sie im Idealfall gar nichts mehr mit dem cholerischen Chef zu tun haben.
Gerade weil die anderen Ärzte nach Ihrer Schilderung sogar höhere Qualitätsansprüche haben und Sie dem auch gerecht werden, wird sich hier sicher eine vernünftige Lösung finden lassen. Möglicherweise gibt es einen Kollegen, der mit der Art des cholerischen Arztes besser zurecht kommt.
Möglicherweise gibt Ihr Chef Ihnen auch unklare Zielvorgaben und gibt dann den Druck nach unten weiter, wenn etwas schief geht. Hier könnte es helfen, diese Vorgaben soweit möglich zu dokumentieren. Wenn Sie Ihre Arbeit gut gemacht haben, besteht auch bei einem brüllenden Choleriker keine Notwendigkeit das Gegenteil zu behaupten.
Frage 2:
"Ist das "nur" Mobbing oder schon mehr?"
Nach Ihrer Schilderung ist dies weder Mobbing noch Bossing, sondern einfach ein schlechter Führungsstil des Chefs, dem man wie oben unter Frage 1 geschildert begegnen sollte.
Um festzustellen, ob das Verhalten des Chefs entgegen meiner Einschätzung darüber hinaus geht, sollten Sie beginnen die "Übergriffe" des Chefs in einem sog. "Mobbingtagebuch" zu dokumentieren, indem Sie die Uhrzeit und die jeweilige Situation konkret aufschreiben und ob es Zeugen der Situation gab. Über Form und Inhalt des Tagebuchs finden Sie über Suchmaschinen im Internet weitergehende Informationen.
Beginnen sollten Sie in jedem Fall spätestens mit dem Vorfall vor 3 Wochen. Vermerken Sie auch, dass hiernach ein Arztbesuch erforderlich war.
Schließlich wird sich auch das Gespräch mit Ihren Technikerkollegen empfehlen, um herauszufinden, ob Sie der Einzige sind, der Probleme mit dem Chef hat. Möglicherweise ergeben sich aus einem solchen Gespräch auch sinnvolle Vermeidungsstrategien für die Zukunft.
Ich hoffe, Ihre Frage verständlich beantwortet zu haben und bedanke mich für das entgegengebrachte Vertrauen. Bei Unklarheiten können Sie die kostenlose Nachfragefunktion benutzen.
Mit freundlichen Grüßen
Raphael Fork, Rechtsanwalt
Antwort
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