Überprüfung Rechnung Anwalt

Question

Sehr geehrte Damen und Herrenm ich bitte, die Rechnung meines ehemaligen Rechtsanwalts, zur Überprüfung heranzuziehen. Die Rechnung betrifft eine Erbsache, in der ich einen Anwalt mit der Vertretung meiner Interessen bezüglich der Auflösung eines Bankkontos beauftragt habe.    Der Anwalt hat in diesem Zusammenhang lediglich drei Briefe an eine Miterbin geschrieben. Danach war er für mich über einen Monat lang nicht erreichbar und hat die Angelegenheit nicht zu Ende geführt. Letztlich ist es dann doch zur Kontoauflösung gekommen, jedoch ohne weitere Hilfe des Anwalts. Aufgrund dieser Umstände habe ich das Mandat gekündigt.    In der Rechnung wird ein Streitwert von 60.000 EUR angesetzt, obwohl sich mein Anteil am Nachlass lediglich auf 15.000 EUR &lpar;25 % des Gesamtnachlasswerts&rpar; beschränkt. Nach meinem Verständnis hätte der Streitwert auf meinen Anteil beschränkt sein müssen, da der Anwalt nur in meinem Interesse tätig war. Ich habe allerdings schon eine Anzahlt geleistet die die auf einen Streitwert von 60000EUR berechnet war am Anfang der Zusammenarbeit. Ausserdem ist eine Geschäftsgebühr von 1,95 berechnet obwohl im Vertrag ein Gebührensatz von 1,5 vereinbart wurde.    Ich bitte Sie daher, die Rechnung insbesondere in Bezug auf die Streitwertberechnung und die Angemessenheit der abgerechneten Gebühren zu prüfen. Meiner Ansicht nach stehen die angesetzten Kosten nicht im Verhältnis zu den tatsächlich erbrachten Leistungen. Bitte um ehrliche Beurteilung.  MfreundlichenGrüßen  Weigel

Rechtsanwalt Mathias Grasel · Accepted Answer

Antwort vom Rechtsanwalt: Sehr geehrter Fragesteller,    Ihre Anfrage möchte ich Ihnen auf Grundlage der angegebenen Informationen verbindlich wie folgt beantworten:    Ich habe die Rechnung des Kollegen sowie die zugrundeliegende Vergütungsvereinbarung geprüft und komme zu folgendem Ergebnis.    Sie hatten angegeben, dass laut Vergütungsvereinbarung nur ein 1,5-facher Gebührensatz vereinbart worden sei, jedoch eine 1,95-fache Gebühr abgerechnet wurde. Dies ist so jedoch nicht ganz korrekt. Denn in der Vergütungsvereinbarung wird nicht ein 1,5-facher Gebührensatz festgelegt, sondern das 1,5-fache der gesetzlichen Gebühren.  Abgerechnet wurde hier eine Geschäftsgebühr nach Ziffer 2300 VV RVG. Deren Satzrahmen reicht von 0,5 bis 2,5. Eine Gebühr von mehr als 1,3 kann jedoch nur gefordert werden, wenn die Tätigkeit umfangreich oder schwierig war. Anderenfalls ist bei durchschnittlichen Fällen von einer 1,3-fachen Gebühr auszugehen. Dabei handelt es sich also um die gesetzliche Gebühr.   Laut Vereinbarung wurde festgelegt, dass "eine Vergütung in Höhe des 1,5-fachen der anfallenden gesetzlichen Vergütung" geschuldet wird. Das bedeutet also das 1,5-fache der 1,3 Gebühr, somit also ein Gebührensatz von 1,95. Der Ansatz eines solchen Gebührensatzes ist also zurecht erfolgt.     Was den zugrunde gelegten Gegenstandswert von 60.000 Euro anbelangt, sehe ich die Sache anders als der abrechnende Kollege. Hier wäre der Gegenstandswert wohl tatsächlich nur aus dem rechnerischen Wert Ihres Anteils am Gesamterbe zu ermitteln gewesen. Denn bei einer Nachlassauseinandersetzung, bei der der Anwalt nur einen Erben vertritt, richtet sich der Gegenstandwert nicht nach dem Gesamtnachlasswert, sondern nur nach dem Anteil des betroffenen Erben. Dies wären nach Ihren Angaben also nur 15.000 Euro.    Richtigerweise wäre also folgende Abrechnung zu erstellen gewesen:    1,95-fache Geschäftsgebühr 2300 VV RVG aus einem Wert von 15.000 €  =  1.298,70 Euro  Auslagenpauschale 7001 VV RVG  =  30,00 Euro  zzgl. 19 % Umsatzsteuer  =  252,45 Euro  Gesamtbetrag: 1.581,15 Euro      Ihr Argument, dass die angesetzten Kosten nicht im Verhältnis zu den tatsächlich erbrachten Leistungen stünden, ist hingegen unbeachtlich. Denn die Gebühren des RVG berechnen sich nicht nach dem Umfang der anwaltlichen Tätigkeit. So spielt es eben auch keine Rolle, ob ein Schreiben, drei Schreiben oder zehn Schreiben gefertigt wurden. Möchten Sie die Vergütung nach dem tatsächlichen Arbeitsaufwand berechnet haben, müssen Sie ein Zeithonorar &lpar;Stundensatz&rpar; vereinbaren.       Ich hoffe, Ihre Frage verständlich beantwortet zu haben und bedanke mich für das entgegengebrachte Vertrauen. Bei Unklarheiten können Sie die kostenlose Nachfragefunktion benutzen.      Mit freundlichen Grüßen      Mathias Grasel  Rechtsanwalt  Fachanwalt für Strafrecht

Überprüfung Rechnung Anwalt

Anwaltsrecht, Gebührenrecht, Verfahrensrecht

Rechtsanwalt Mathias Grasel

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