Lautes Klavier-Spielen

Question

Sehr geehrte Damen und Herren Rechtsanwälte,  meine Nachbarin, spielt seit letztem Jahr laut Klavier. Sie hat die Wohnung gegenüb. meiner, also auf der gleichen Etage. Es war wie ein Überfall mit dem Musizieren. Ich wohne seit 2 1/2 Jahren hier. Es sind Eigentumswohnungen.  Als ich einzog, war es ein ruhiges Haus, so wie es mir versprochen wurde, als ich die Wohnung als Alterssitz kaufte.  Mündlich sprach ich die Nachbarin darauf an, sie möge bitte Rücksicht nehmen und leiser spielen.  Patzig gab sie mir zur Antwort, dies sei ein Klavier. Das müsse man so spielen. Da sie dieses Klavier in ihrer Wohnung auf dem Flur spielt, dringt der Lärm durch das gesamte Treppenhaus und beschallt meine Wohnung.   Ich bat sie, das Klavier doch in ihr Wohnzimmer zu stellen, dann wäre für uns das Problem gelöst. &lpar;Die Wohnungen sind so geschnitten, dass der Nachbar möglichst wenig von dem Anderen mitbekommt&rpar;.-  Sie antwortete mir, im Wohnzimmer sei hierfür &lpar;das Klavier&rpar; kein Platz frei. Deshalb habe sie es in ihren Flur zum Musizieren gestellt. Nichts ist Schallgedämpft.  Sie spielt wie und wann sie will, hält allerdings die Ruhezeiten ein. Sie spielt mal leiser mal lauter, mindestens 1 x pro Tag. Manchmal auch 3 x am Tag.  Auch am Wochenende.  Bei der Eigentümerversammlung wurde über eine Hausordnung gesprochen.  Leider wollte keiner der 11 anderen Eigentümer eine Hausordnung haben.  Bis auf mich. Eine klare Linie hätte zu mehr gutem Miteinander geführt. Aber hier "kocht jeder sein eigenes Süppchen"; ich stehe alleine da, seit dem Tod von meinem lieben Ehemann.  Ich habe keine Rechtsschutzversicherung, weil ich sie mir als kl. Rentnerin nicht leisten kann.    Meine Wohnqualität ist durch dieses Klavierspielen beieinträchtigt. Auch gesundheitlich geht es mir nicht immer gut. &lpar;Bluthochdruck, Herzrhythmus-Störungen etc.&rpar;  Welche Möglichkeiten habe ich, um doch noch eine besseres Wohnen zu bekommen.  Ein Verkauf der Wohnung, Umzug würde ich jetzt nicht schaffen. Außerdem kauft keiner eine Wohnung, die mit diesen "Klavier-Darbietungen".    Ich bitte Sie, herzlich, um Ihre Hilfe und um fachgerechten Rat.  Vielen, vielen Dank für eine Rückantwort.  Mit freundlichen Grüßen

Rechtsanwalt Philipp Wendel · Accepted Answer

Antwort vom Rechtsanwalt: Sehr geehrter Fragesteller,    Ihre Anfrage möchte ich Ihnen auf Grundlage der angegebenen Informationen verbindlich wie folgt beantworten:    1. Thema "Hausordnung"  Da der Erlass einer Hausordnung zur ordnungsgemäßen Verwaltung der Eigentumsanlage gehört, kann jeder Wohnungseigentümer jederzeit eine Hausverordnung verlangen.     Normalerweise wird die Hausordnung von den Wohnungseigentümern in der Eigentümerversammlung erlassen. Dafür reicht ein einfacher Mehrheitsbeschluss aus.Kommt in der Eigentümerversammlung - wie hier - der nötige Mehrheitsbeschluss nicht zustande, dann kann jeder Wohnungseigentümer beim Gericht den Erlass einer Hausordnung durch ein Gericht erwirken. Das Amtsgericht erlässt dann eine Hausordnung, die inhaltlich von den Wohnungseigentümern hätte erlassen werden können. Spätere Änderungen der Hausordnung können immer von den Wohnungseigentümern durch Mehrheitsbeschluss vorgenommen werden.     Die Aufstellung einer Hausordnung entspricht Grundsätzen ordnungsgemäßer Verwaltung &lpar;&#167; 21 Abs. 5 Nr. 1 WEG&rpar; und kann deshalb von jedem Wohnungseigentümer, notfalls auch auf gerichtlichem Wege gefordert werden.    Mit Hilfe einer solchen Hausordnung können Zeiten bestimmt werden, wann etwa "musiziert" werden dürfte.    2. Unterlassungsanspruch  Sie haben auch ohne eine Hausordnung Möglichkeiten gegen das übermäßige Musizieren vorgehen, denn lls Eigentümer der Wohnung haben Sie aus &#167; 1004 Abs. 1 BGB einen Anspruch auf Beseitigung und Unterlassung von Störungen Ihres Eigentums.    Der Anspruch richtet sich gegen den Störer, also gegen den Klavierspieler.    Als Beeinträchtigung im Sinne von &#167; 1004 BGB wird auch die Beschallung mit übermäßig lautem oder auch zu lang anhaltendem Lärm angesehen - auch wenn er durch das Spielen eines Instruments herrührt.     Grundsätzlich ist bei einer Wohnung in einem Mehrfamilienhaus ein gewisses Maß an Lärm durch die anderen Parteien zu dulden.     Ob dieses Maß in Ihrem Fall überschritten wird, kann ich im Rahmen dieser Plattform nicht beurteilen.     Hier würde ich Ihnen dringend empfehlen, über einen Zeitraum von z.B. 14 Tagen ein Protokoll der &lpar;hörbaren und belästigenden&rpar; Spielzeiten anzufertigen.    Sollten Sie Hilfe bei der Durchsetzung Ihrer Interessen benötigen, stehe ich Ihnen hierfür gerne zur Verfügung.     Ich hoffe, Ihre Frage verständlich beantwortet zu haben und bedanke mich für das entgegengebrachte Vertrauen. Bei Unklarheiten können Sie die kostenlose Nachfragefunktion benutzen.    Mit freundlichen Grüßen

Lautes Klavier-Spielen

Nachbarschaftsrecht

Rechtsanwalt Philipp Wendel

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