Anzeige wegen Nachstellung

Question

Guten Abend,  ich wurde von meiner Ex wegen Nachstellung verklagt. Die Anzeige fußt auf einem WhatsApp-Verlauf, der einen Zeitraum von 16. Tagen &lpar;9. - 24. des Monats&rpar; umfasst.     Ich habe mich nach der Trennung um eine Wiederannährung bemüht und wollte eine neue Chance. Diese lehnte meine Ex zwar immer ab, dennoch sagte sie nie, dass ich ihr nicht mehr schreiben soll.    Lediglich meine Nachrichten am 11.   &lpar;2 Nachrichten&rpar;,   am 12. &lpar;7 Nachrichten innerhalb von ca. einer Stunde, die hintereinander kamen, sich auch aufeinander bezogen&rpar; und am 14. &lpar;4 Nachrichten innerhalb einer Stunde; bei der letzten schrieb ich sogar. &#8222;Leb wohl"&rpar; wurden von ihr nicht kommentiert.     Sie schrieb mir wieder am 17. und ich antwortete ihr wieder am 20., woraufhin wir bis zum 24. wieder häufig Nachrichten austauschten.    Am 24. sagte ich ihr, dass sie für mich gestorben sei, seither nahm ich keinen weiteren Kontakt auf. Dennoch bekam ich am 5. des Folgemonats Post von der Polizei bezüglich des Vorwurfes der   Nachstellung.    Hier nun meine Fragen:    Was hat das bitte mit Nachstellung zutun?    Hätte meine Ex mir nicht klar sagen müssen, dass sie kein Kontakt mehr will? Sie lehnte zwar eine Wiederauflebung der Beziehung ab, aber verbot mir nie, ihr zu schreiben... . In den letzten zwei Tagen sagte sie sogar, dass sie sich meine Voices später anhören werde.    Unter Nachstellung würde ich auch verstehen, dass man über einen langen Zeitraum duzende von Nachrichten an eine Person schickt. Ist die von mir geschilderte Anzahl nicht auch in einem vertretbaren Rahmen?    Wird das Verfahren nicht auch eingestellt, wenn keine schwerwiegende Beeinträchtig der Lebensgestaltung stattgefunden hat?    Was wäre denn eine schwerwiegende Beeinträchtigung?

Rechtsanwalt Stefan Pleßl, Dipl.-Jur. · Accepted Answer

Antwort vom Rechtsanwalt: Sehr geehrter Fragesteller,    hier zur ersten Orientierung die Beantwortung Ihrer Fragen.    Was hat das bitte mit Nachstellung zutun?    Da nach Ihrer Sachverhaltsschilderung jedenfalls der subjektive Tatbestand nicht gegeben ist, machen Sie sich erstmal keine Sorgen. Strafbares Verhalten nach &#167; 238 StGB &lpar;sog. Stalking&rpar; sehe ich &lpar;vorläufig, s.u.&rpar; nicht.    Hätte meine Ex mir nicht klar sagen müssen, dass sie kein Kontakt mehr will?    nein, wenn das anderweitig für Sie erkennbar gewesen wäre    Ist die von mir geschilderte Anzahl nicht auch in einem vertretbaren Rahmen?    Es kommt auf den Einzelfall an. Da es sich um Ihre Expartnerin handelt, vermutlich schon &lpar;Sozialadäquanz&rpar;, wenn die Trennung noch "frisch" ist, umso mehr.     Wird das Verfahren nicht auch eingestellt, wenn keine schwerwiegende Beeinträchtig der Lebensgestaltung stattgefunden hat?    nicht zwingend, die Eignung des Verhaltens würde &lpar;objektiv&rpar; ausreichen &lpar;vgl. den Wortlaut der Norm&rpar;, es muss insbesondere nicht zu einer Verhaltensänderung gekommen sein    Wenn Sie sich nicht ganz ungeschickt zur Sache einlassen, ist eine Einstellung sehr wahrscheinlich. Entweder, weil schon der Tatbestand nicht verwirklicht ist &lpar;&#167; 170 Absatz 2 der Strafprozessordnung&rpar; , oder wegen Geringfügigkeit &lpar;&#167; 153 der Strafprozessordnung&rpar;. Richtig prognostizieren kann ich das aber erst nach Akteneinsicht. Nicht unwesentlich kommt es natürlich auch auf den Inhalt der Nachrichten an.     Was wäre denn eine schwerwiegende Beeinträchtigung?    Die Kasuistik ist bunt. Zum Beispiel, wenn Sie Ihre Expartnerin "systematisch" in besonders ungelegenen Momenten kontaktiert hätten und dadurch psychischer Druck aufgebaut wurde, der sie zu einer Verhaltensänderung &lpar;Telefon ausgeschaltet, obwohl sie hätte erreichbar sein müssen z.B&rpar; veranlasst hat. Der Phantasie sind da erstmal keine Grenzen gesetzt. "Klassiker" sind auch Umzug/ Wegzug, um sich zu "entziehen".    Ich empfehle Ihnen, eine Rechtsanwältin oder einen Rechtsanwalt mit Akteneinsicht zu beauftragen. Von einer Einlassung zur Sache rate ich "unvertreten" ab. Gern stehe ich Ihnen von hier aus zur Verfügung.    Das Signal Ihrer Expartnerin war jetzt aber deutlich. Unabhängig von der Tatbestandsmäßigkeit sollten Sie von weiteren Nachrichten via Handy absehen. Wenn es noch etwas zu regeln gibt, schreiben Sie lieber einen Brief.    Freundliche Grüße  Stefan Pleßl, RA

Anzeige wegen Nachstellung

Strafrecht

Rechtsanwalt Stefan Pleßl, Dipl.-Jur.

Diese Frage ist vertraulich.

Antwort

Aktuelle Auszeichnungen