Prozesstag nicht mitgeteilt

Question

Guten Morgen,  Vor 3 Wochen rief mich mein Anwalt kurz vor 08:00 Uhr an, dass wir um 10:00 Uhr einen Termin beim Landgericht haben. Auf ein Schreiben der Gegenseite hat er schriftlich nicht reagieren wollen, sondern wollte alles im Prozess klären. Da er gänzlich unvorbereitet in den Prozess ging, weil er absolut sicher war, diesen auch zu gewinnen, hat er verloren. Mir hat er den Termin nicht mitgeteilt und wir konnten uns nicht mehr besprechen bezüglich einer Strategie. Kann er die noch zu erwartenden Kosten seiner Haftpflichtversicherung melden ?

Rechtsanwalt Jan Wilking · Accepted Answer

Antwort vom Rechtsanwalt: Nach dem von Ihnen geschilderten Sachverhalt kommt eine Haftung Ihres Anwalts in Betracht. Zu den Pflichten eines Rechtsanwalts im Rahmen des Mandats gehört insbesondere die sorgfältige Vorbereitung auf den Gerichtstermin sowie die rechtzeitige Information und Abstimmung mit dem Mandanten, insbesondere wenn es um die Prozessstrategie geht. Wenn der Anwalt den Termin nicht rechtzeitig mitgeteilt hat und Sie sich nicht mehr besprechen konnten, liegt hierin eine Pflichtverletzung. Ebenso ist es eine Pflichtverletzung, unvorbereitet in den Termin zu gehen, insbesondere wenn auf ein Schreiben der Gegenseite nicht reagiert wurde und dadurch die Erfolgsaussichten des Prozesses beeinträchtigt wurden.      Kommt es infolge dieser Pflichtverletzung zu einem für Sie nachteiligen Urteil und entstehen Ihnen dadurch Kosten &lpar;z.B. Verfahrenskosten, Kosten der Gegenseite&rpar;, so ist dies der klassische Fall einer Anwaltshaftung. Der Anwalt hat für die durch sein Fehlverhalten entstandenen Schäden einzustehen.  Diese erforderliche Kausalität ist aber oft der Knackpunkt. Die Pflichtverletzung des Anwalts muss ursächlich für den Schaden gewesen sein. Hätten Sie den Prozess auch ohne Pflichtverletzung, also bei rechtzeitiger Bekanntgabe des Termins und vorheriger Absprache der Strategie verloren, weil die Gegenseite die besseren rechtlichen Argumente hatte, dann fehlt die Kausalität und der Anwalt haftet nicht. Hier kann es im Streitfall zu Beweisproblemen kommen.      Kommt hier neben der Pflichtverletzung auch eine Kausalität in Betracht, sollte die Angelegenheit der Berufshaftpflichtversicherung gemeldet werden. Die Haftpflichtversicherung des Anwalts ist für genau solche Fälle abgeschlossen und übernimmt im Rahmen der Versicherungsbedingungen die Regulierung berechtigter Schadensersatzansprüche, die aus Pflichtverletzungen im Rahmen der anwaltlichen Tätigkeit       Mit freundlichen Grüßen    Jan Wilking  Rechtsanwalt

Prozesstag nicht mitgeteilt

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