US citizen living in Germany but working remotely for USA company

| 1. Juli 2021 14:32 |
Preis: 90,00 € |

Steuerrecht


Beantwortet von


14:33
ENGLISH VERSION -

Background:

I am a US citizen currently living in Germany (I am not a permanent resident in Germany). After completing my Master's degree at the Technical University of Munich, I was hired by a Germany company last year (permanent position). So, I am currently on a normal expat residence visa/work permit with a German company.

However, I was just recently made an offer to work remotely for a US company, giving me the option to stay in Germany if I wish to do so. From my understanding, if I want to stay in Germany while working remotely for a company in the USA (that has no German subsidiary), I would need to switch over to a freelance visa. Before issuing me the contract, the US company wants to know what would be required of them concerning taxes in this arrangement. I thought that I would just be hired by them as a full-time US employee, pay my taxes in the US, then be responsible for whatever additional taxes/social security contribution would be remaining in Germany. However, the US company seems to think they would be responsible for paying the taxes/social security contribution in Germany.

Questions:

Is the US company responsible for for setting up the tax/social security contribution in Germany, or does this responsibility fall to me? If the US company is responsible, how would we arrange this?

I know there is some kind of double taxation agreement between the US and Germany - what would my total tax/social security contribution be (≈$70k/year) under this remote work arrangement on a freelancer visa (ex: US taxes paid in full + additional taxes in Germany)?



DUETSCHE VERSION

Hintergrund:

Ich bin US-Bürger und lebe derzeit in Deutschland (ich habe keinen festen Wohnsitz in Deutschland). Nachdem ich mein Masterstudium an der Technischen Universität München abgeschlossen habe, wurde ich letztes Jahr von einer deutschen Firma eingestellt (Festanstellung). Ich habe also derzeit ein normales Expat-Aufenthaltsvisum/Arbeitserlaubnis bei einer deutschen Firma.

Allerdings wurde mir vor kurzem ein Angebot gemacht, für eine US-Firma aus der Ferne zu arbeiten, was mir die Möglichkeit gibt, in Deutschland zu bleiben, wenn ich das möchte. Meinem Verständnis nach müsste ich, wenn ich in Deutschland bleiben möchte, während ich für eine Firma in den USA (die keine deutsche Niederlassung hat) ferngesteuert arbeite, auf ein Freelance-Visum umsteigen. Bevor die US-Firma mir den Vertrag ausstellt, möchte sie wissen, was bei dieser Konstellation steuerlich von ihnen verlangt würde. Ich dachte, dass ich einfach als Vollzeit-Angestellter in den USA angestellt werde, meine Steuern in den USA zahle und dann für die in Deutschland verbleibenden Steuern/Sozialabgaben verantwortlich bin. Die US-Firma scheint jedoch der Meinung zu sein, dass sie für die Zahlung der Steuern/Sozialversicherungsbeiträge in Deutschland verantwortlich wäre.

Fragen:

Ist die US-Firma für die Abführung der Steuern/Sozialversicherungsbeiträge in Deutschland verantwortlich oder fällt diese Verantwortung an mich? Wenn die US-Firma zuständig ist, wie würden wir das regeln?

Ich weiß, dass es eine Art Doppelbesteuerungsabkommen zwischen den USA und Deutschland gibt - wie hoch wäre mein gesamter Steuer-/Sozialversicherungsbeitrag (≈$70k/Jahr) unter dieser Fernarbeitsvereinbarung mit einem Freelancer-Visum (z. B.: vollständig gezahlte US-Steuern + zusätzliche Steuern in Deutschland)?
1. Juli 2021 | 15:36

Antwort

von


(852)
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Sehr geehrter Ratsuchender,

gern beantworte ich Ihre Fragen aufgrund der von Ihnen getätigten Angaben wie folgt.

Für eine unbeschränkte Steuerpflicht in Deutschland (§ 1 EStG) müssten Sie über einen Wohnsitz im Sinne von § 8 Abgabenordnung (AO) oder einen gewöhnlichen Aufenthalt in Deutschland (§ 9 AO) verfügen.
Insoweit gehe ich anhand Ihrer Angaben davon aus, dass Sie in Deutschland unbeschränkt steuerpflichtig sind.

Grundsätzlich ist der Arbeitgeber zur Abführung von Lohnsteuern an das Betriebsstättenfinanzamt und zur Zahlung der Sozialversicherungsbeiträge an Ihre gesetzliche Krankenkasse verpflichtet. Da Ihr Arbeitgeber aber keine Betriebsstätte in Deutschland hat, wäre zumindest die steuerliche Frage auf Ihre Person übertragbar.
Bei den Sozialversicherungsbeiträgen wird dies schon schwieriger. Zwar kann auch hier Ihr Arbeitgeber Sie mit der Abführung der auf Ihren Lohen entfallenden Sozialversicherungsabgaben beauftragen, aber für den Fall Ihrer Unzuverlässigkeit, für den Fall, dass sie dies nicht tun, hätte Ihr Arbeitgeber hier und auch Sie selbst eine Menge Ärger zu befürchten.
Ihr Arbeitgeber bedarf ohnehin der Hilfe eines Lohnsteuerbüros zur Ermittlung der Höhe der Sozialversicherungsabgaben in Bezug auf Ihren Bruttoarbeitslohn, so dass hier auch das Steuerberater- oder Lohnbüro von Ihrem Arbeitgeber beauftragt werden kann, hier Lohnsteuern und SV-Abgaben an die entsprechenden Stellen abzuführen. Auch hinsichtlich Ihrer Anmeldung kann von hier Hilfe geleistet werden.

Hinsichtlich Ihrer Frage zur Besteuerung Ihres Bruttoarbeitslohnes möchte ich auf Art. 15 Abs. 1 Satz 1 des Doppelbesteuerungsabkommens D/USA hinweisen.

[quote]Artikel 15
Unselbständige Arbeit
(1) Vorbehaltlich der Artikel 16 (Aufsichtsrats- und Verwaltungsratsvergütungen), 17 (Künstler und Sportler), 18 (Ruhegehälter, Renten, Unterhaltszahlungen und Sozialversicherung), 19 (Öffentlicher Dienst) und 20 (Gastprofessoren und -lehrer; Studenten und Auszubildende) [b]können Gehälter, Löhne und ähnliche Vergütungen, die eine in einem Vertragsstaat [u]ansässige Person[/u] aus unselbständiger Arbeit bezieht, [u]nur in diesem Staat besteuert werden[/u], es sei denn, die Arbeit wird im anderen Vertragsstaat ausgeübt.[/b] Wird die Arbeit dort ausgeübt, so können die dafür bezogenen Vergütungen im anderen Staat besteuert werden.[/quote]
https://www.bundesfinanzministerium.de/Content/DE/Standardartikel/Themen/Steuern/Internationales_Steuerrecht/Staatenbezogene_Informationen/Laender_A_Z/Verein_Staaten/2008-06-23-USA-Abkommen-DBA-Bekanntmachung.pdf?__blob=publicationFile&v=3

So Sie Ihre vertraglich geschuldete Arbeitsleistung in Deutschland erbringen, sind Sie NICHT in den USA tätig, was nach der o.g. Regelung zu einer ausschließlichen Besteuerung Ihres Einkommens in Deutschland führen müsste.
Sie haben danach in den USA keine Einkommensteuer zu entrichten. Das alleinige Besteuerungsrecht nach dem DBA liegt hier beim Ansässigkeitsstaat Deutschland.

Nach heutigen Kurs entsprechen 70kUS$ etwa 59.000 Euro.
Davon entfielen etwa 11.184 Euro auf Steuern, 2x 5.487 Euro Arbeitgeber- und Arbeitnehmeranteil auf die Rentenversicherung, 2x 708 Euro auf die Arbeitslosenversicherung, 2x 4.614,98 Euro für die Krankenversicherung bei einem Zusatzbeitrag von 1,3% und einen Arbeitnehmerbetrag in Höhe von 1.030,37 Euro und in Höhe von 885,26 Euro für den Arbeitgeber für die Pflegeversicherung. Für den Arbeitgeber sind noch die Umlagen U1 in Höhe von 590 Euro, U2 in Höhe von 230,10 Euro, die Insolvenzumlage in Höhe von 70,80 Euro und der Beitrag zur Begrufsgenossenschaft in Höhe von 472,00 Euro zu berücksichtigen.
Hieraus ergibt sich eine insgesamte Arbeitgeberbelastung in Höhe von 72.058,14 Euro.
http://www.parmentier.de/steuer/index.php?site=lohnsteuerrechnerjava


Ich hoffe Ihre Fragen beantwortet zu haben und verbleibe
Mit freundlichen Grüßen

Andreas Wehle
Rechtsanwalt /Aachen


Rechtsanwalt Andreas Wehle

Rückfrage vom Fragesteller 2. Juli 2021 | 09:43

Thank you so much for your answer! It greatly helped me. I do need a bit of further clarification about one point:

Are the above social security and pension scheme (pension insurance, unemployment insurance, health insurance contribution, long term care insurance, etc...) mandatory for the employer to pay? I thought these were "optional" benefits they could choose to contribute (especially if I opt to choose private health insurance).

Cheers,

Antwort auf die Rückfrage vom Anwalt 2. Juli 2021 | 14:33

Sehr geehrter Ratsuchender,

gern beantworte ich Ihre Nachfrage aufgrund der von Ihnen getätigten Angaben wie folgt.

Die von mir dargestellte Variante entspricht dem gesetzlich krankenversicherten Arbeitnehmer.
Mit einem jährlichen Gehalt über 58.050 Euro (monatlich über 4.837,50 Euro) hat der Arbeitnehmer die Wahl sich gesetzlich freiwillig zu versichern oder aber eine private Kranken- und Pflegeversicherung abzuschließen.

Der hälftige Beitrag des Arbeitgebers zur gesetzlichen freiwilligen Versicherung sind insoweit obligatorisch. Der Name der sogenannten freiwilligen Versicherung ist irreführend.
Freiwillige Versicherung nur deshalb, weil der Arbeitnehmer hier die Wahl hat zwischen gesetzlicher und privater Absicherung in der Kranken und Pflegeversicherung. Jedoch hat dieser zwingend eine Kranken- und Pflegeversicherung zu haben, da in Deutschland JEDER seit dem 01.04.2007 eine entsprechende Versicherung haben muss.

Als Arbeitnehmer sind Sie auch rentenversicherungspflichtig, so dass auch hier die entsprechenden Beiträge über die einziehende gesetzliche Krankenkasse oder bei privater Krankenversicherung direkt an Deutsche Rentenversicherung (DRV) zu leisten sind.
Hinsichtlich der vom Arbeitgeber zu zahlenden Umlagen muss ich gestehen, bin ich überfragt. Ich bitte hierzu bei einem Lohnsteuerbüro in Erfahrung zu bringen, ob der US-Arbeitgeber ohne Betriebsstätte in Deutschland diese zu leisten hat und wenn ja, an wen in den einzelnen Möglichkeiten Ihrer allgemeinen Krankenversicherungspflicht.

Ggf. ist die Anstellung als Arbeitnehmer nicht die richtige Wahl der vertraglichen Beziehung zwischen Ihnen.

So Sie mit der US-Firma ein Auftrags- oder Freelance-Verhältnis eingehen, obliegt es allein Ihnen, sich um Ihre Kranken- und Pflegeversicherung zu kümmern und ggf. auch eine freiwillige Versicherung in der Arbeitslosenversicherung nach § 28a SGB III zu beantragen.
So es sich tatsächlich um eine selbständige Tätigkeit handelt, in der Sie auch Aufträge von anderen Auftraggebern annehmen können und sich bei der Auftragserfüllung NICHT in der Arbeitsorganisation des US-Auftraggebers einzuordnen haben und dessen Weisungen nicht unterliegen, steht es Ihnen auch frei eine Rentenversicherung zu unterhalten.
Eine sog. Scheinselbständigkeit liegt bei Vorliegen der o.g. Arbeitsorganisations- und Weisungsfreiheit NICHT vor.

https://www.deutsche-rentenversicherung.de/DRV/DE/Ueber-uns-und-Presse/Presse/Meldungen/2019/190312_a1_bescheinigung.html

Ich hoffe Ihre Fragen beantwortet zu haben und verbleibe
Mit freundlichen Grüßen

Andreas Wehle
Rechtsanwalt /Aachen

Bewertung des Fragestellers 2. Juli 2021 | 09:44

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