Abmahnung trotz geschützter Marke?

23. Februar 2006 18:02 |
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Urheberrecht, Markenrecht, Patentrecht


Ich habe für eine Firma in Deutschland Artikel mit deren nicht eingetragenem Markennamen hergestellt.Nachdem die Zahlungen sehr verspatet eingingen, kam es zu Spannungen. Der Kunde schickte Ware zurück,die zum Teil Lagerüberhange und Fehlbestellungen waren und als Reklamationen deklariert wurden. Dadurch verringerte er sein Sollsaldo. Ich bot an nach Durchsicht und evtl.Fehlerbeseitigung erneut anzuliefern,was er aber ablehnte.
Er hatte sich einen anderen Lieferanten gesucht.
Ich musste deshalb einen anderen Vertriebsweg finden. Ich liess
mir die Marke für Europa schützen, um die Ware verkaufen
zu kőnnen.
Per Abmahnung will er mir das untersagen. Meine Fragen:
1.) Kann er mir den Verkauf untersagen?
2.) Kann er die Lőschung des Markennamens verlangen?
3.) Kann er Schadenersatz verlangen?
Ich habe nur noch 3 Tage Zeit, um die sehr teure Abmahnung
zu beantworten.
mit freundl.Gruss

Sehr geehrte Fragestellerin,
sehr geehrter Fragesteller,

vielen Dank für Ihre Anfrage, diese möchte ich an Hand Ihrer Angaben wie folgt beantworten:

Grundsätzlich ist binnen drei Monaten ab Veröffentlichung der Marken eintragen der Widerspruch unter den Voraussetzungen des § 42 Markengesetz möglich.

(1) Innerhalb einer Frist von drei Monaten nach dem Tag der Veröffentlichung der Eintragung der Marke gemäß § 41 kann von dem Inhaber einer Marke mit älterem Zeitrang gegen die Eintragung der Marke Widerspruch erhoben werden.
(2) Der Widerspruch kann nur darauf gestützt werden, daß die Marke
1. wegen einer angemeldeten oder eingetragenen Marke mit älterem Zeitrang nach § 9 Abs. 1 Nr. 1 oder 2,
2. wegen einer notorisch bekannten Marke mit älterem Zeitrang nach § 10 in Verbindung mit § 9 Abs. 1 Nr. 1 oder 2 oder
3. wegen ihrer Eintragung für einen Agenten oder Vertreter des Markeninhabers nach § 11
gelöscht werden kann.


Nach Ihrer Schilderung scheint hier Abs. 2 Nr. 2 in betracht zu kommen. § 10 Markengesetz sagt:


(1) Von der Eintragung ausgeschlossen ist eine Marke, wenn sie mit einer im Inland im Sinne des Artikels 6bis der Pariser Verbandsübereinkunft notorisch bekannten Marke mit älterem Zeitrang identisch oder dieser ähnlich ist und die weiteren Voraussetzungen des § 9 Abs. 1 Nr. 1, 2 oder 3 gegeben sind.
(2) Absatz 1 findet keine Anwendung, wenn der Anmelder von dem Inhaber der notorisch bekannten Marke zur Anmeldung ermächtigt worden ist.


Nach Ihrer Schilderung gehe ich nach einer summarischen Prüfung davon aus, dass ein Löschungsanspruch hier durchaus bestehen könnte.

Aus der Verletzung der offenbar auch nach § 1 Markengesetz als geschäftliche Bezeichnung geschützten namens Regelungen des Bewerbers können insoweit Unterlassungs- und Schadensersatzansprüche hergeleitet werden. Vergl. hierzu § 14 f. Markengesetz:

§ 14
(1) Der Erwerb des Markenschutzes nach § 4 gewährt dem Inhaber der Marke ein ausschließliches Recht.

(2) Dritten ist es untersagt, ohne Zustimmung des Inhabers der Marke im geschäftlichen Verkehr
1. ein mit der Marke identisches Zeichen für Waren oder Dienstleistungen zu benutzen, die mit denjenigen identisch sind, für die sie Schutz genießt,
2. ein Zeichen zu benutzen, wenn wegen der Identität oder Ähnlichkeit des Zeichens mit der Marke und der Identität oder Ähnlichkeit der durch die Marke und das Zeichen erfaßten Waren oder Dienstleistungen für das Publikum die Gefahr von Verwechslungen besteht, einschließlich der Gefahr, daß das Zeichen mit der Marke gedanklich in Verbindung gebracht wird, oder
3. ein mit der Marke identisches Zeichen oder ein ähnliches Zeichen für Waren oder Dienstleistungen zu benutzen, die nicht denen ähnlich sind, für die die Marke Schutz genießt, wenn es sich bei der Marke um eine im Inland bekannte Marke handelt und die Benutzung des Zeichens die Unterscheidungskraft oder die Wertschätzung der bekannten Marke ohne rechtfertigenden Grund in unlauterer Weise ausnutzt oder beeinträchtigt.

§ 15

(1) Der Erwerb des Schutzes einer geschäftlichen Bezeichnung gewährt ihrem Inhaber ein ausschließliches Recht.
(2) Dritten ist es untersagt, die geschäftliche Bezeichnung oder ein ähnliches Zeichen im geschäftlichen Verkehr unbefugt in einer Weise zu benutzen, die geeignet ist, Verwechslungen mit der geschützten Bezeichnung hervorzurufen.
(3) Handelt es sich bei der geschäftlichen Bezeichnung um eine im Inland bekannte geschäftliche Bezeichnung, so ist es Dritten ferner untersagt, die geschäftliche Bezeichnung oder ein ähnliches Zeichen im geschäftlichen Verkehr zu benutzen, wenn keine Gefahr von Verwechslungen im Sinne des Absatzes 2 besteht, soweit die Benutzung des Zeichens die Unterscheidungskraft oder die Wertschätzung der geschäftlichen Bezeichnung ohne rechtfertigenden Grund in unlauterer Weise ausnutzt oder beeinträchtigt.
(4) Wer eine geschäftliche Bezeichnung oder ein ähnliches Zeichen entgegen Absatz 2 oder 3 benutzt, kann von dem Inhaber der geschäftlichen Bezeichnung auf Unterlassung in Anspruch genommen werden.
(5) Wer die Verletzungshandlung vorsätzlich oder fahrlässig begeht, ist dem Inhaber der geschäftlichen Bezeichnung zum Ersatz des daraus entstandenen Schadens verpflichtet.
(6) § 14 Abs. 7 ist entsprechend anzuwenden.


Für eine genaue Prüfung, auch an Hand der tatsächlichen Eintragung und in Redestehenden Markenbezeichnung, sowie der Unterlassungserklärung, kann ich Ihnen nur dringend raten, einen Kollegen vor Ort der Prüfung zu beauftragen.

Ich hoffe, Ihnen einen hilfreichen ersten Überblick gegeben zu haben. Für das entgegengebrachte Vertrauen bedanke ich mich recht herzlich. Für Rückfragen stehe ich gerne zur Verfügung.


Mit freundlichen Grüßen


Stefan Steininger
Rechtsanwalt

Rückfrage vom Fragesteller 23. Februar 2006 | 19:19

auf meine frage nr.1 (Kann er mir den verkauf der in seinem auftrag gefertigten waren verbieten?)habe ich keine klare stellungnahme bekommen.
mit freundlichem gruss

Antwort auf die Rückfrage vom Anwalt 24. Februar 2006 | 08:20

Sofern – unterstellt – der Auftraggeber ein früheres Schutzrecht hat, können Sie die Produkte nicht verkaufen. Dabei verstehe ich Ihre Schilderung so, dass Sie nur den Auftrag zur Produktion hatten. Damit lässt sich keine Genehmigung zum Verkauf herleiten. Ihnen bleibt nur die Möglichkeit – so noch möglich – Erfüllung (also Abnahme) zu verlangen.

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