'Heimlich' heiraten zwischen zwei Männern? Dokumentenübermittlung

18. Dezember 2022 00:29 |
Preis: 51,00 € |

Familienrecht


Beantwortet von

Rechtsanwältin Dr. Corina Seiter

Guten Abend,

ich habe folgende Frage: Mein Partner und ich, beide männlich, möchten heiraten.

Person A wohnt in einem kleinen Dorf
Person B wohnt in Stuttgart

Ich, Person A, bin hier in meiner Gegend sehr bekannt - es soll allerdings niemand wissen das mein Ehepartner ein Mann ist. Wir wohnen nicht zusammen.

Wir würden dies allerdings gerne "anonym" machen - das dies, zum Beispiel ohne Trauzeugen geht, geht wissen wir. Wir beide wohnen nicht bei Berlin, dort soll aber geheiratet werden. Person A möchte den Nachnamen von Person B übernehmen.

Person A wohnt in einem kleinen Dorf
Person B wohnt in Stuttgart

Allerdings ist die Frage mit den Papieren ein großes Rätsel für uns. Es soll niemand wissen, dass wir eine gleichgeschlechtliche Ehe haben, deswegen auch die Heirat in Berlin. Ich habe zudem die Infos von Standesämtern hier aus der Umgebung, dass ich mit der Heiratsurkunde dort mein neuen Personalausweis beantragen kann, dies muss ich NICHT in meinem kleinen Dorf machen. Somit würde dies niemand mitbekommen wen ich geheiratet habe.

Wo muss ich aber noch die Heiratsurkunde im Original zeigen? Benötigt dies der Arbeitgeber? Ich bin geschäftsführender Gesellschafter. Reicht es aus dem Steuerberater zu sagen das ich nun verheiratet bin?

Muss ich nach der Heirat in meinem kleinen Dorf trotzdem zum Standesamt und dort irgendetwas "hinterlegen", die z.B. Heiratsurkunde? Eben genau dies möchte ich nicht da ja niemand wissen soll das ich Person B geheiratet habe.

Wem müsste ich noch die Heiratsurkunde, und damit auch zeigen das ich einen Mann geheiratet habe, zeigen? Wo wäre dies zwingend notwendig? Würde es ggf. auch reichen z.B. bei der Bank mit dem neuen Ausweis zu sagen das man seinen Nachnamen geändert hat? Gibt es eine "neutrale Heiratsurkunde" die zeigt das ich lediglich verheiratet bin, aber nicht mit wem?

Wichtig nochmals für mich zu wissen nach der Heirat in Berlin (fremdes Standesamt): Müsste ich in meinem Ort in dem ich lebe auf dem Rathaus (also eben nicht Berlin sondern Ort XY in Südbayern) irgendein Dokument hinterlegen und/oder vorzeigen das zeigen könnte das ich mit einem Mann verheiratet bin? Da wir in einem Dorf mit 3000 Einwohner wohnen möchte ich dies auf jeden Fall vermeiden!

Sehr geehrter Fragesteller,

Ihre Anfrage möchte ich Ihnen auf Grundlage der angegebenen Informationen verbindlich wie folgt beantworten:

Die Heiratsurkunde ist dem Arbeitgeber vorzulegen, da er dieses für die Löhne benötigt oder ggf. für Sonderurlaub.
Ich gehe nicht davon aus, dass er das akzeptiert, wenn Sie ihm sagen, ich hab geheiratet und die Urkunde geben ich direkt Ihrem Steuerberater.

Auch den Behörden wie Finanzamt, und Firmen wie Versicherungen (also bei allen Firmen, bei denen der Familienstand entscheidend ist) ist diese einzureichen.

Ich denke, Sie werden es nicht geheimhalten können. Ihr Arbeitgeber darf aber laut Dsgvo dies niemandem mitteilen.
Dann sollten Sie ihn einweihen - ist doch auch normal wenn 2 Männer heiraten!!!

Sie müssen die Heirat ohnehin bei ihrem Heimatstandesamt beantragen, die senden dann alles nach Berlin - auch da gilt Schweigepflicht laut Dsgvo.

Ich hoffe, Ihre Frage verständlich beantwortet zu haben und bedanke mich für das entgegengebrachte Vertrauen. Bei Unklarheiten können Sie die kostenlose Nachfragefunktion benutzen.

Mit freundlichen Grüßen

Rückfrage vom Fragesteller 18. Dezember 2022 | 02:27

Sehr geehrte Frau Dr. Seiter,

Sie haben schon gelesen das ich geschäftsführender Gesellschafter bin?

Sie schrieben "Auch den Behörden wie Finanzamt, und Firmen wie Versicherungen (also bei allen Firmen, bei denen der Familienstand entscheidend ist) ist diese einzureichen."

Gibt es keine "neutrale Heiratsurkunde" die zeigt das ich lediglich verheiratet bin, aber nicht mit wem? Dies hatte mir ein anderer Anwalt mitgeteilt.
Mir ist es egal ob dies das Finanzamt weiß, es ging lediglich um das Standesamt in meinem kleinen Dorf! Dort möchte ich eben das niemand davon weiß!
Zudem schrieben Sie: "Sie müssen die Heirat ohnehin bei ihrem Heimatstandesamt beantragen"
Das heißt: Man muss hier nennen wen man heiratet?

Bitte antworten Sie auf meine gestellten Fragen.

freundliche Grüße

Antwort auf die Rückfrage vom Anwalt 18. Dezember 2022 | 07:59

Wenn Sie selber an den Steuerberater herantreten können, dann ist das doch gut - dieser unterliegt der Schweigepflicht. Wenn Sie alleiniger Gesellschafter sind, haben Sie sich ja quasi informiert. Weitere Personen wie Betriebsrat wären nicht zu informieren. Ich gehe davon aus, dass die Löhne das Steuerbüro macht, sonst eben auch die Lohnabteilung.

Auf der Heiratsurkunde stehen die beiden Eheleute, eine neutrale Urkunde gibt es nicht. Dasselbe auf dem Auszug aus dem Heiratsregister.

Wenn Ihr Partner (statt Ihnen) an seinem Heimatstandesamt die Heirat beantragt, müssen Sie dabei sein oder ihm ein Formular ausfüllen - dann benötigen Sie aber von der Gemeinde eine Bescheinigung, dass Sie da auch wohnen (daher denke ich, ist es besser, wenn Sie beantragen). Zudem teilt Berlin Ihrem Standesamt ohnehin alles mit.
Das müssen Sie dann entscheiden (Standesamt und Gemeinde oder nur Standesamt). Ggf. Haben Sie Glück, dass die bei der Gemeinde nicht nachfragen, wofür Sie dafür Bestätigung benötigen.

Spätestens aber bei der Namensänderung müssen Sie das der Gemeinde ohnehin unter Vorlage der Heiratsurkunde (neuer Pass/Perso) mitteilen.

Ergänzung vom Anwalt 18. Dezember 2022 | 16:55

Von der Verlegung des Wohnsitzes nach Berlin - wenn auch nur kurzfristig- ist nur nach vorheriger Rücksprache und Prüfung durch den Steuerberater vorzunehmen, da dies immense Auswirkungen haben kann

Ach ja - und Steuerberater lassen sich, wenn sie seriös arbeiten - immer die Heiratsurkunde vorlegen - nur so als Info!

Und die Urkunde müssen Sie nicht beim Standesamt selber vorlegen, das hab ich nicht gesagt, Berlin wird die Unterlagen aber an Ihr Ortsstandesamt schicken

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