Buchmanuskript

15. Januar 2008 11:37 |
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Medienrecht


Beantwortet von

Rechtsanwalt Sven Hezel

Ich habe ein fertiges Manuskript für einen DOKUMENTARROMAN erarbeitet, der von der VW-GEHÄLTER und von der eigentlichen VW-AFFÄRE handelt. Dem Dokumentarroman ist eigen , dass er er sich sehr eng an die Geschehnisse anlehnt. So auch bei mir. Als Basis nimmt der Roman die Fakten auf wie sie u.a. von der Presse recherchiert und mittlerweile vor Gericht bestätigt wurden. Selbstverständlich habe ich auch die Recherchen einschlägiger Zeitschriften genutzt, u.a. von Stern, Focus usw. Diese Redaktionen haben mir mitgeteilt, dass ich die Infos durchaus nutzen könne, wenn ich einen Quellennachweis bringe.
Nun ist dieses Thema natürlich-auch mit Namensänderungen-kaum aufbereitbar ohne die Protagonisten (Hartz, Gebauer, Schuster, u.a.) sofort wieder zuerkennen.
Bei dieser Thematik gibt es nun sehr schöne Gelegenheiten pikante Vorfälle genüsslich mit schriftstellerischer Fantasie aufzuarbeiten.
Nun zur Frage: Wie weit kann ich dabei sorglos gehen und rechtliche Konflikte vermeiden?
Ich habe diese Frage in ähnlicher Form auf dieser Plattform bereits einmal 2006 gestellt. Damals lag in der Affäre vieles unbewiesen auf dem Tisch, heute ist fast alles Fakt. Insofern sind andere Voraussetzungen vorhanden.
Ich zitiere aus der damaligen Beantwortung Ihres Kollegen:
"Sofern Sie Charaktere in Ihrem Buch verwenden, die nicht Personen der Zeitgeschichte sind, sondern einfache Private und diese sich ohne weiteres in dem Buch wiedererkennen können, kommt es auch hier wiederum auf Darstellung an. Grds. sollten Sie zum Schutz von Unterstützungsansprüchen, entweder das Einverständnis der Personen einholen oder persönlichkeitsverletzende und nicht an die Öffentlichkeit gehörende Angaben vermeiden."
Nun wird beides nicht gehen.
Einerseits: das Einverständnis einholen? Das kann ja nicht funktionieren! Andererseits: Wo beginnt und endet eine persönlichkeitsverletzende Schilderung des Nachtlebens von brünfttigen Managern,die ein Jahrzehnt voller Wolllust durch die Edelbordelle dieses Erdballs gezogen sind?
Meine Fragen auf den Punkt gebracht: Ist eine solches Buch ohne Risiken auf den Markt zu bringen oder sollte man es lieber in den Schredder schieben?

Auf Basis der von Ihnen gemachten Angaben kann die Antwort auch auf den Punkt gebracht werden: OHNE Risiko ist Ihr Projekt so nicht realisierbar.
Dies liegt vor allem an der von Ihnen bevorzugten Mischform eines Dokumentarromans. Als reine Dokumentation/Reportage genösse Ihre Arbeit den weitreichenden Schutz der Pressefreiheit. So müßten sich die von Ihnen genannten Personen als Personen der Zeitgeschichte Ihre Auseinandersetzung mit zumindest den gesicherten Fakten gefallen lassen. Es gibt aber auch auf diesem Gebiet Grenzen um den Kernbereich der Privatsphäre, wo, wie es heißt, "jeder Mensch sich selbst gehört". Von der Schilderung allzu intimer Details wäre dabei also abzuraten.

Wäre Ihre Arbeit dagegen klar ein fiktiver Roman mit fiktiven Figuren mit anderen Lebensläufen etc., lediglich inspiriert von der VW-Affäre als Anlaß sich mit der Doppelmoral der Mächtigen auseinanderzusetzen, könnten Sie sich weitreichend auf die Kunstfreiheit berufen. So wären "pikante" Schilderungen risikoarm.

Ihr Konzept birgt jedoch die Gefahr, daß Sie sich "zwischen die Stühle setzen" und sich am Ende weder auf Presse- noch Kunstfreiheit berufen können.

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