Kündigung wird von Arbeitgeber nicht akzeptiert.
01.03.2017 17:30
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Beantwortet von
Rechtsanwalt Jan Wilking
Sehr geehrte Damen und Herren!
Es geht um eine vom Arbeitgeber nicht akzeptierte Kündigung. Das Arbeitsverhältnis besteht seit dem 15.01 2003. Ich war vom 17.08.2015 bis zum 12.02.2017 krank geschrieben. Habe in dieser Zeit 3 Klinikaufenthalte mit jeweils mehreren Wochen bis Monaten Aufenthalt hinter mir. Vom 15.01.2003 bis zum 17.08. 2015 hatte ich so gut wie keine Fehltage. (maximal 5). Das Verhältnis zum Arbeitgeber war meist gut. Nun hat meine Erkrankung mein Leben buchstäblich auf den Kopf gestellt. Unter anderem bin ich umgezogen, ca. 300 Kilometer vom alten Arbeitsplatz entfernt.
Am 08.02.2017 habe ich mein altes Arbeitsverhältnis schriftlich per Einschreiben und Rückschein gekündigt. Ich erhielt von meinem alten Arbeitgeber einen Aufhebungsvertrag, den ich auch umgehend unterzeichnet und zurück geschickt habe. Damit war für mich die Sache „Kündigung" erledigt.
Ich habe mich am 13.02.2017 (der Tag an dem ich den Aufhebungsvertrag zurück geschickt habe) persönlich bei der Arbeitsagentur vorgestellt und bereits mit den Vorbereitungen für meine Bewerbungen begonnen.
Am 27.02.17 bekam ich eine E-Mail von meinem alten Arbeitgeber, dass die Kündigung „zu 100% nicht rechtsgültig" sei. Zudem wäre mein Arbeitsvertrag nicht mehr auffindbar. Dieser würde aus 7 Seiten bestehen, es seien aber nur die Seiten 1 und 7 in der Personalakte auffindbar.
Zum besseren Verständnis: Beim alten Arbeitgeber handelt es sich um ein Seniorenheim einer Kette, die in ganz Deutschland Seniorenheime betreibt. Bei dieser „Altenheimkette" dürften etwa 7.000 Mitarbeiter angestellt sein.. Im Jahr 2013 wurde die gesamte Lohn- und Personalverwaltung ausgelagert, in den einzelnen Einrichtungen sind nur noch die wichtigsten Unterlagen vorhanden.
Meine Einstellung erfolgte nach einem „Ruck-Zuck-Prinzip": Bewerbungsgespräch an einem Samstag, in der nachfolgenden Woche sollten noch Zusatzvereinbarungen in den Arbeitsvertrag eingefügt werden. In dieser Woche habe ich den Arbeitsvertrag im Personalbüro deswegen abgegeben und ihn trotz mehrmaligen Nachfragen seitdem nie mehr gesehen und auch irgendwann vergessen, mich darum zu kümmern. Denn das Seniorenheim wurde in dieser Woche neu eröffnet, deswegen war das gesamte Personal hoffnungslos überlastet, da wesentlich mehr neue Bewohner, teils schwerstpflegebedürftig und unangemeldet einzogen, als geplant.
Heute (01.03.2017) war ich bei der Arbeitsagentur, um mich beraten zu lassen. Es hatten sich mehrere Sachbearbeiter der Angelegenheit angenommen, da „so etwas noch nie vorgekommen" sei. Jedoch hatte keiner (!) eine nur im Ansatz anwendbare Idee, um das Problem zu lösen.
Mir war bei meiner Kündigung völlig bewusst, dass das Schreiben rechtlich nicht zu 100% korrekt war. Nachdem es sich um ein „gutes" Arbeitsverhältnis handelte und ich während meiner Klinikaufenthalte keine unangenehmen Nachfragen meines Arbeitgebers erhielt, war ich im guten Glauben, dass die Kündigung wirksam ist und akzeptiert wurde.
Seit Monaten erhalte ich außerdem Gehaltsabrechnungen mit der Gesamtsumme 0.- Euro. Außerdem fehle ich seit 13.02.2017 (seit der „Gesundmeldung") unentschuldigt, was aber offenbar auch niemanden interessiert.
Wie komme ich aus dem alten Arbeitsverhältnis wieder raus?
Eigentlich sollte der Arbeitsplatzwechsel ohne „Staub aufzuwirbeln und geräuschlos" über die Bühne gehen. Jetzt mach ich mir ernsthaft Gedanken, dass ich um eine Abfindung kämpfe, den nicht genommenen Urlaub aus den Jahren 2015 bis 2017 sowie die über die vielen Jahre angefallenen Mehrarbeitsstunden einzufordern.
Ein Vergleich wäre mir die liebste Lösung, jedoch mit einer Abfindung und wenn sie nur symbolisch gemeint ist.
Achso, beinahe vergessen: Ich bin Gesundheits- und Krankenpfleger, 30 Jahre Berufserfahrung. Einen neuen Arbeitsplatz zu finden, ist also nicht das größte Problem.
Mit freundlichen Grüßen