Handy Vertragsverlängerung - Gibt es eine Chance?
| 20.09.2009 17:40
| Preis:
***,00 € |
Beantwortet von
Rechtsanwalt Peter Eichhorn
Sehr geehrte Anwälte,
Ich bin langjähriger Kunde bei debitel und bin vermutlich in eine Vertragsfalle getappt.
Zum Vorgang:
Ich bin von Baden-Württemberg nach Bayern zum Studieren umgezogen. Ende Juli 09 erhielt ich wenige Minuten vor einer Klausur ein Anruf von debitel mit der Bitte zur Bestätigung der Vertragsverlängerung – ich erklärte dem Mann in meinem momentan gestressten Zustand und ohne jegliche schriftliche Unterlagen, keine Zusage geben zu wollen. Er sagte mir, dass debitel mich mehrmals schriftlich darum bat, aber ich nie antwortete und er somit die entgültige Entscheidung am Telefon benötige. Nach ewigem Drängen, sagte ich ihm zu.
Die Problematik:
Der Vertrag wurde damals von meinem Vater geschlossen und nach seinem Ableben auf mich laufend übertragen. Die Kosten zahlte mir von Anfang an meine Mutter und auch an ihre Adresse (in BaWü) ging jegliche Korrespondenz von debitel.
Da ich längere Zeit nicht in BaWü war, konnte ich auch keine Post von debitel erhalten.
Tage nach der Zusage erhielt ich eine Kopie der „Vertragsbestätigung“ von meiner Mutter zu mir nach München. Aus ihr selber konnte man nicht wirklich viel entnehmen. Wortlaut:
„(...) Bestätigung unseres Angebots ist eine Verlängerung der Vertragslaufzeit für Ihre Mobiltelefonnummer um 24 Monate. Durch die Annahme unseres Angebots tritt die Vertragsverlängerung mit dem Datum 01.12.2009 in Kraft. (...) MfG“ – keine Widerrufsbelehrung o.dgl. Ich interpretierte das Datum 01.12.09 als max. Widerrufungstermin, da der „Vertragsabschluss“ nur flüchtig am Telefon abgehalten wurde – wohl ein Amateurfehler.
An sich würde diese Vereinbarung für mich kein Problem darstellen, da es momentan meine Mutter bezahlt. Aber genau da beginnt der Knackpunkt. Meine Mutter und ich befinden uns momentan in eine Art „Trennungsphase“, sozusagen: „wo ich mein Leben beginnen möchte und aus dem Elternhaus ausfliege“. Es hat sich eine gewisse Kontrolllust in ihr entwickelt und so kam es dazu, dass sie meine Anrufsdaten nutzte um mich über Leute, die ich kontaktierte, auszufragen und zu „orten“, als ich mich mal nicht nach Kommando meldete. Ob diese Aktion legal war lassen wir dahingestellt sein, dazu müssten ewige Seiten mit moralischen Disputen zwischen Sorge & Kontrolle geführt werden...
Jedenfalls ist mir seit der Aktion aufgefallen, dass ich außerordentlich erpressbar geworden bin; so habe ich mir überlegt den Vertrag zu kündigen und auf eigene Kosten (Prepaid) bei einem anderen Anbieter für meine individuelle Unabhängigkeit zu sorgen.
Also rief ich vorgestern an und wollte ihn kündigen, als man mir mitteilte, dass die „14-Tage-Frist“ (von der ich nichts erfuhr) schon längst abgelaufen war und der Vertrag somit nicht kündbar sei. Auf die Frage welche Relevanz dann der Termin 01.12. im Brief beschreibt, erklärte man mir, dass ab diesem die 24 Monate erst gezählt werden. Also habe ich eigentlich ein fast 31 monatigen Vertrag unwillentlich „unterzeichnet“ – da die Monate seit dem Juli bis Dezember weitergezahlt werden müssen!
Status quo:
Ich hatte / und habe derzeit keine wirkliche Kontrolle über diesen Handyvertrag der zwar auf meinen Namen läuft aber von meiner Mutter überwacht und bezahlt wird. Sämtliche Korrespondenz läuft an die Adresse meiner Mutter und ich muss zusehen, dass ich notwenige Informationen hoffentlich nach München mitgeteilt bekomme – das wiederum kann sich schlagartig ändern, wenn das Beziehungsverhältnis (wie eben in dieser Zeit) zwischen uns gestört ist. Ob sie mir dringliche Informationen vorenthält z.B. die angebliche Kontaktierung von debitel bzgl. der Vertragsverlängerung, um weiterhin diese „Überwachungsmöglichkeit“ auszuschöpfen kann ich so nicht beurteilen, aber grundsätzlich wäre es denkbar.
Hinweis zum damaligen Telefongespräch bei dem der „Vertrag geschlossen“ wurde:
Ich wurde gebeten meine Personalien zu bestätigen bzw. selber zu wiederholen, sowie das Abbuchungskonto anzugeben. Dabei kam ich ins Wanken, weil die Adressen eben unterschiedlich waren und das Abbuchungskonto meiner Mutter mir unbekannt war; trotzdem konnte ich mit „Händen und Füßen“ meine Identität bestätigen.
Ich kann mich aber nicht erinnern, dass ich gefragt wurde ob das Gespräch aufgezeichnet werden darf. Ebenso kann ich es leider nicht vollständig ausschließen, dass ich z.B. auf Anfrage einer Qualitätssicherung o.dgl. ein beiläufiges „ja“ gegeben hätte. Ganz ehrlich gesagt, war es ein sehr flüchtiges Gespräch und wurde nebenbei mit einem Treuebonus von ~ 150 € geködert.
Was will ich?:
Das ist eine delikate Familienangelegenheit, ich möchte derzeit unter keinen Umständen gegen meine Mutter (gerichtlich o.dgl.) vorgehen müssen. Aber ich will diesen Vertrag bei debitel kündigen und meine derzeitige Tel.Nr. zu einem anderen Anbieter mit Prepaidoption übernehmen und somit absofort selber Kontrolle über meine Ausgaben und Kontaktdaten haben!
Ebenso bin ich bereit die bis dato angefallenen Kosten vollständig zu übernehmen – schließlich habe ich deren Dienstleistung in Anspruch genommen, aber eine derartige vertragliche Fortsetzung möchte ich nicht!
– Habe ich eine Chance? Wenn ja, wie muss ich vorgehen? Was muss ich unbedingt zuerst tun? Gibt es Paragraphen auf die ich mich berufen kann? Und: Wird das sehr schwer werden?
Trifft nicht Ihr Problem?
Weitere Antworten zum Thema:
Vertrag