Angemessene Dauer für nachehelichen Unterhalt an Ex-Frau

Question

Guten Tag,    zur Vorgeschichte:    Ich habe mich im Mai 2020 von meiner Ex-Partnerin Julia Kull getrennt. Bis zu diesem Zeitpunkt waren wir 11 Jahre zusammen, davon knapp 3 Jahre verheiratet &lpar;Heirat 01.07.2017&rpar;. Wir haben einen gemeinsamen 2-jährigen Sohn Leon Kull &lpar;geb. 18.12.2019&rpar;.    Julia ist im Mai 2020 mit Leon aus meiner Eigentumswohnung &lpar;Kornwestheim bei Stuttgart&rpar; ausgezogen und hat eine Mietwohnung Nähe ihrer Heimat Leinfelden &lpar;ca. 40 Autominuten entfernt&rpar; bezogen. Wir haben unter uns beiden die Güter- und Vermögenstrennung vereinbart und verschriftlicht, und sie hat dann einen Anwalt für die Unterhaltsberechnung beauftragt &lpar;ich habe keinen eigenen Anwalt&rpar;. Seit Juni 2020 bezahle ich monatlich 1.400 € Trennungsunterhalt für Julia und 400 € Kindesunterhalt. Ich verdiene 3.400 € netto  - abzgl. Unterhalt und Kredit &lpar;Wohnung/Auto&rpar; bleiben mir ca. 1.200 € mtl. Meine finanzielle Situation ist derzeit so, dass ich keine Ersparnisse mehr habe, nichts ansparen kann und Repaturen u.ä. nach hinten schiebe.    Zwischenbemerkung: Mir geht es in der Folge nur um den Unterhalt an meine Ex-Partnerin - Kindesunterhalt läuft nach der Düsseldorfer Tabelle weiter.     Seit November 2021 ist Leon von 8 bis 14 Uhr in einer Kindertagesstätte, die genau gegenüber von Julias Wohnung liegt &lpar;1 Gehminute&rpar;. Seit 18.12.2021 arbeitet Julia wieder in Teilzeit &lpar;50%&rpar;, als Assistenz der Niederlassungsleitung in einem mittelständischen Elektrobetrieb. Sie verdient 1.600 € brutto zzgl. Urlaubs-/Weihnachtsgeld. Sie hatte zu Beginn der Trennungsphase depressive Phasen, ist nun aber seit einigen Monaten sehr positiv. Seit kurzem klagt sie über Rückenbeschwerden vom Kind tragen, teilweise Sehstörungen und Gangstörungen und lässt sich daher aktuell medizinisch durchchecken.    Wir haben ein ordentliches Verhältnis zueinander. Ich habe Leon jedes zweite Wochenende bei mir - und zwischendurch helfe ich aus, wenn es notwendig ist. Ich hole und bringe ihn immer selbst.    Im Februar 2022 wird mit der ersten Gehaltsabrechnung der Trennungsunterhalt neu berechnet.  Die Scheidung wurde von ihrem Anwalt im Oktober 2021 eingereicht. Wir haben nach wie vor nur einen &lpar;ihren&rpar; Anwalt. Der neu berechnete Trennungsunterhalt gilt dann bis zum Scheidungszeitpunkt - dieser wird voraussichtlich im Frühjahr / Sommer sein &lpar;derzeit findet Renten-/Versorgungsausgleich statt&rpar;.    Im Scheidungsantrag steht zum Punkt "Unterhalt" nur, dass wir uns auf den o.g. Trennungsunterhalt geeinigt haben. Der nacheheliche Unterhalt ist noch offen.     Nach Aussage von Julia wird ihr Anwalt folgendes im Scheidungstermin vor Gericht fordern:  1&rpar; Der im Februar 2022 neu berechnete Trennungsunterhalt läuft in gleicher Höhe als nachehelicher Unterhalt weiter.  2&rpar; Der nacheheliche Unterhalt wird beantragt, bis Leon 10 Jahre alt ist, damit sie die Sicherheit hat als alleinerziehende Mutter, und bis dahin noch nicht in Vollzeit arbeiten muss.    Die Höhe des neuen Trennungsunterhalts und auch nachehelichen Unterhalts ist für mich an der Stelle zweitrangig - das werde ich sobald die Berechnung vorliegt genau prüfen und ggf. Hilfe hinzuziehen.    Mir geht es um die Dauer:  Ich habe im Internet recherchiert, dass im Grunde - sobald das Kind 3 Jahre alt ist - davon ausgegangen werden kann, dass sich die Ex-Partnerin wieder selbst versorgt &lpar;also nur noch Kindesunterhalt&rpar;. Es sei denn, es sprechen Punkte dafür, dass sie aufgrund bsp. einer besonders aufwändigen Betreuung dies nicht kann. Leon ist aber ein kerngesundes Kind. Ich kann durchaus mitgehen, wenn ich bis er 5 oder maximal 6 Jahre alt ist &lpar;Schuleintritt&rpar;, nachehelichen Unterhalt bezahlen muss - um dann auch zu wissen, dass sie sich kümmert und es ihm gut geht. Aber 10 Jahre empfinde ich als deutlich zu viel. Aber ich habe kein Gefühl, wie das Gericht hier argumentiert.     Ich habe Julia gegenüber die Sorge geäußert, dass ich im Scheidungstermin vor Gericht erst final damit konfrontiert werde, wie lange ich nachehelichen Unterhalt bezahlen soll. Ich habe gesagt, dass sie ihrem Anwalt sagen soll, dass er rechtzeitig vorab kommuniziert, was gefordert wird.     Meine Fragen sind nun:  1&rpar; Was halten Sie nach dieser Schilderung für eine angemessene Dauer für den nachehelichen Unterhalt? Wie könnte hier ihr Anwalt oder das Gericht argumentieren? Wie spielt die Kindesbetreuung des 2-jährigen Kindes mit hinein, und ggf. die aktuellen körperlichen Probleme von Julia? Mir reicht hier ein Gefühl / eine Einschätzung - denn ich kann nicht einschätzen, was auf mich zukommt.  2&rpar; Mir war bis dato sowohl das Verhältnis zu Julia, als auch die Kostenfrage wichtiger als ein eigener Anwalt. Würden Sie mir nach der Schilderung empfehlen, einen eigenen Anwalt zu nehmen?    Vielen herzlichen Dank!!  Timo Kull

Rechtsanwalt Bernhard Müller · Accepted Answer

Sehr geehrter Fragesteller,    Ihre Anfrage möchte ich Ihnen auf Grundlage der angegebenen Informationen verbindlich wie folgt beantworten:    Nach &#167; 1570 BGB ist der Unterhalt für die Mutter mindestens solange zu zahlen, bis das Kind 3 Jahre ist. Danach muss im Einzelfall entschieden werden, ob der Mutter eine Vollzeitbeschäftigung zuzumuten ist. Nach Ihrer Sachverhaltsschilderung gehe ich davon aus, dass der Mutter die Vollzeitbeschäftigung ab dem 3. Geburtstag des Kindes zumutbar ist.     Zum Aufstockungsunterhalt bei Arbeitslosigkeit oder nur geringen Einkommen &lpar;&#167; 1573 BGB&rpar; steht keine Länge im Gesetz. Viele Gerichte gehen jedoch davon aus, dass die angemessene Dauer ca. 1/3 der vorangegangenen Ehedauer ist. Das würde bedeuten 3 Jahre Ehe entspricht einem Jahr Unterhalt nach der Scheidung.    Wenn der Anwalt Ihrer Frau beantragt, dass Sie bis zum 10. Geburtstag des Kindes Scheidungsunterhalt zahlen sollen, brauchen Sie einen eigenen Anwalt, der beantragt, die Unterhaltsdauer auf 1 Jahr zu begrenzen.    Ich hoffe, Ihre Frage verständlich beantwortet zu haben und bedanke mich für das entgegengebrachte Vertrauen. Bei Unklarheiten können Sie die kostenlose Nachfragefunktion benutzen.    Mit freundlichen Grüßen

Angemessene Dauer für nachehelichen Unterhalt an Ex-Frau

Familienrecht

Rechtsanwalt Bernhard Müller

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